Mittwoch, 28. Mai 2014
Mittwoch, 28. Mai 2014
Flagge zeigen für Europa
Stern-Stunde
Wer die Wahl hat, hat die Qual. Dass die Europawahl für viele noch immer
ein besonders quälendes Ereignis zu sein scheint, legt die schlappe
gesamteuropäische Wahlbeteiligung von gerade mal 43,09 % nahe.
Nicht minder quälend waren wohl die Abstimmungs- und Entscheidungsprozesse, die zwischen 1949 und 1955 zur Entwicklung einer Flagge führten, die zunächst vom Europarat verwendet und später auch von anderen europäischen Institutionen übernommen wurde. Denn die 12 goldenen Sterne auf blauem Grund, die wir heute ganz selbstverständlich als Europaflagge kennen und schätzen, waren ursprünglich nur einer von vielen konkurrierenden Entwürfen.
Trotz ihrer jungen Geschichte ranken sich um Entstehung und Bedeutung der Europaflagge bereits die unterschiedlichsten Mythen und Anekdoten. Die schönste Geschichte ist vielleicht die von Paul Lévy, einem Belgier mit jüdischen Wurzeln, der sich angesichts der Gräuel des Holocaust schwor, zum Katholizismus überzutreten, sollte er den Krieg nur lebend überstehen. 1955 war Lévi nicht nur Katholik, sondern auch Direktor des Informations- und Pressedienstes im Europarat und als solcher an der Entwicklung besagter Flagge beteiligt.
Die Legende will es, dass er eines schönen Tages einer Marienstatue begegnete, deren Haupt ein Kranz aus goldenen Sternen umgab, die vor dem Hintergrund eines blauen Himmels im Sonnenlicht hell erstrahlten. Bei soviel göttlicher Inspiration wundert es dann auch kaum, dass Lévis daraus resultierender Flaggenvorschlag sich – wiederum der Legende nach – quasi über Nacht im Europarat durchsetzen konnte.
PS: De facto wurde lang und kontrovers über die zu verwendende Zahl an Sternen debattiert.
PPS: Die 12 steht übrigens nicht für irgendeine Mitgliederzahl, sondern hat rein allegorische Bedeutung.